2024, Allgemein, Anma / Gedenken

Ein Gedenktag für Semra Ertan /25.05.2024/ tarihinde Semra Ertan’ı anma günü

Das Gedenken an die Dichterin, Arbeiterin und Aktivistin Semra Ertan besteht dieses Jahr aus zwei Teilen. Am Nachmittag zwischen 14 und 16 Uhr laden wir euch ein, am Begegnungsort Semra-Ertan-Platz (Clemens-Schultz-Straße Ecke Annenstraße in Hamburg/St. Pauli) einen Çay zu trinken und Gedichte zu lesen. Zudem wollen wir uns über die Gestaltung und Nutzung des Semra-Ertan-Platzes austauschen.

Am Abend gedenken wir Semra Ertan mit einer Melange aus Lesung, Performance und Musik. Ihre Gedichte werden gelesen und rezipiert. Künstlerinnen, Pädagoginnen und Aktivist*innen – aus Hamburg und darüber hinaus – zeigen, welche Bedeutung Semra Ertans Gedichte noch immer haben und wie vielfältig sie heute weiterleben. Von 18 bis 20 Uhr im Kölibri am Hein-Köllisch-Platz in Hamburg/St.Pauli.

Allgemein, Semra-Ertan-Platz

City-Ausschuss verweigert einen Semra-Ertan-Platz

Pressemitteilung

CDU, SPD und FDP haben einen Antrag im City-Ausschuss der Bezirksversammlung Hamburg-Mitte auf Schaffung eines Semra-Ertan-Platzes abgelehnt. Erst wurde das Anliegen zur Erinnerung an die Dichterin Semra Ertan monatelang in interne Beratungen verschoben, die weitere Besprechung immer wieder kurzfristig vertagt, im Februar hat die Regierungskoalition dem Antrag nun eine generelle Absage ereilt. Ihre Begründung: Semra Ertan hat sich in unmittelbarer Nähe im Mai 1982 das Leben genommen, deswegen könnte man ihr keinen Platz widmen, außerdem würde es es Nachahmer:innen zu einer ähnlichen Tat „ermutigen“.

Gedenkinitiative und Familienangehörige von Semra Ertan fordern gemeinsam mit Anwohner:innen die Errichtung eines Semra-Ertan-Platzes auf St. Pauli

300 Anwohner:innen und viele Gewerbetreibende unterstützen bereits namentlich die Forderung der Initative und der Familienangehörigen ein Lern- und Erinnerungsort mit dem Namen Semra Ertans auf St. Pauli zu schaffen. Die Auseinandersetzung mit ihrer Person, ihren Erfahrungen und Erlebnissen als Dichterin, Arbeiterin und Migrantin soll solidarisches Handeln, Erinnern und Nachdenken befördern. Die offizielle Platzbenennung ist ein wichtiger Schritt, das Leben und das Werk dieser bedeutenden Person im kollektiven Gedächtnis der Stadt Hamburg zu veranken.

Semra Ertan ist längst in der Gesellschaft angekommen und zu einer wichtigen Stimme auch auf St. Pauli geworden.

Semra Ertan steht für mehrere Generationen von migrantisierten und rassifizierten Menschen und Arbeiter:innen, als Vorreiterin im Kampf gegen Rassismus und rechte Gewalt.

Ihre Gedichte sind vielfach ausgezeichnet

In ihren Gedichten hat Semra Ertan Worte gefunden, die vorherrschende Ungerechtigkeit auszudrücken. Der 2020 veröffentlichte Gedichtband „Mein Name ist Ausländer | Benim Adım Yabancı“ wurde vielfach ausgezeichnet.

Die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung würdigte ihn mit einer Lyrikempfehlung für den deutsche Buchhandel: „Das Politische und das Schöne, der Kampf um Teilhabe wie um Ästhetik fielen bei ihr immer wieder in eins.“ Die Jury der Alfred Döblin Medaille beschreibt ihr Werk als „ein Akt des Aufbruchs in das Eigene, des Widerstands. Semra Ertan erarbeitet eine Poetik der Insuffizienz, die den angeblichen Makel des angetanen Außenseitertums in Stolz verwandelt. Ihre Gedichte sind lehrhaft und lernbegierig, dokumentarisch und träumerisch. Sie erschreibt sich ›das erwünschte Leben‹“.

Initiative und Familienangehörige kämpfen weiter

Trotz der Ablehnung des City-Ausschusses will sich die Initative und die Familienangehörigen weiter für die Schaffung eines offiziellen Lern- und Erinnerungsortes für Semra Ertan einsetzen. Die Vorbereitung zum 42. Gedenktag an Semra Ertan im Mai sind bereits angelaufen.

– Initiative in Gedenken an Semra Ertan, Hamburg, 1. März 2024

Allgemein, Semra-Ertan-Platz

Wir fordern einen Semra-Ertan-Platz für St. Pauli

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Wir wollen in Erinnerung an die Dichterin und Aktivistin Semra Ertan einen Platz nach ihr benennen.

Semra Ertan war eine politische und lyrische Vorreiterin für ein solidarisches Miteinander. Geboren 1957 in der Türkei, zog sie 1971 zu ihren Eltern in die Bundesrepublik Deutschland. Sie arbeitete als technische Bauzeichnerin, dolmetschte ehrenamtlich bei Ämtern und Behörden und schrieb über 350 Gedichte.

Früh erkannte Semra Ertan die zu dieser Zeit in Deutschland weit verbreitete Diskriminierung gegenüber sog. Gastarbeiter*innen und übersetzte diese kollektiven Erfahrungen in poetische Werke. Sie versuchte die Mehrheitsgesellschaft auf die Ungerechtigkeiten aufmerksam zu machen. Für die Veröffentlichung ihrer Gedichte fand sie keinen Verlag. Um ein letztes Zeichen gegen Rassismus und Ausgrenzung zu setzen, verbrannte sich Semra Ertan am 26.05.1982 auf St. Pauli an der Ecke Simon-von-Utrecht-Straße / Detlev-Bremer-Straße. Sie verstarb zwei Tage später am 28.05.1982.

Semra Ertan ist zu einer wichtigen Stimme auch auf St. Pauli geworden.

In einer Zeit, als „Gastarbeiter*innen“ ausgegrenzt und ungehört blieben, hat sie die Stimmung aufgegriffen und versucht, sich Gehör zu verschaffen. Sie setzte sich vehement für ein solidarisches Miteinander ein – und traf damals auf eine überwiegend ignorante Mehrheitsgesellschaft. Heute steht Semra Ertan stellvertretend für alle, die auf gesellschaftliche Ungerechtigkeiten hinweisen und fordert durch ihre Haltung und Gedichte dazu auf, solidarisch mit jenen zu sein, die davon betroffen sind.

Der Semra-Ertan-Platz soll ein Ort des Gedenkens und des Lernens werden.

Die Auseinandersetzung mit der Person Semra Ertan, ihren Erfahrungen und Erlebnissen als Migrantin und Frau soll solidarisches Handeln befördern und (junge) Menschen ermutigen, sich zu engagieren.

Der bisher namenlose Platz zwischen Clemens-Schultz-Straße / Detlev-Bremer-Straße / Annenstraße bietet sich zur Benennung in Semra-Ertan-Platz sehr gut an. Der Platz liegt nahe der Kreuzung, an der sich Semra Ertan 1982 das Leben genommen hat. Mit der Benennung dieses Ortes nach ihrem Namen und der Anbringung einer Gedenktafel soll Semra Ertan und ihre Gedichte wieder und weiter in die Öffentlichkeit gebracht werden.

Am 1.6. stimmte der Quartiersbeirat Wohlwillstraße dem Vorschlag der Benennung eines Semra-Ertan-Platzes zu und unterstützt das Vorhaben der Initiative. Diese Empfehlung des Quartiersbeirats stand am 12.9. im Cityausschuss der Bezirksversammlung Hamburg-Mitte auf der Tagesordnung, wurde allerdings auf den Oktober vertagt.

Kiel hat es vorgemacht, jetzt ist Hamburg an der Reihe! Wir fordern einen Semra-Ertan-Platz für St. Pauli.


* ausgefüllte Unterschriftenlisten bitte im St. Pauli Archiv, Paul-Roosen-Str. 30, 22767 Hamburg abgeben.

2023, Allgemein, Semra-Ertan-Platz

Bilder des Gedenkens an Semra Ertan 2023

Gedenken braucht einen Ort! Die diesjährigen Gedenkfeier für Semra Ertan stand unter dem Motto „Ein Semra-Ertan-Platz für St. Pauli„. In Erinnerung an die Dichterin, Arbeiterin und Aktivistin soll der bisher namenlose Platz an der Straßenkreuzung Clemens-Schulz-, Detlev-Bremer- und Annenstraße nach Semra Ertan benannt werden. Anlässlich ihres 41. Todestag wurden an Kreuzung Simon-von-Utrecht-Straße/Detlev-Bremer-Straße Blumen und ein Gedenkkranz von USP niedergelegt.

Auf der diesjähigen Gedenkfeier wurde der Semra-Ertan-Platz provisorisch eingeweiht.

Bei einem Zwischenstopp am zukünftigen Semra-Ertan-Platzes erneuerte die Initiative ihre Forderung nach einer offiziellen Benennung des Platzes. Anschließend zogen die Teilnehmer*innen in einem Demozug weiter in den Arrivati-Park, wo Semra Ertans Gedichte gelese und Redebeiträge gehalten wurden. Schwerpunkt lag dieses Jahr auf der Bedeutung von Straßen- und Platzbenennungen als öffentliches Gedenken an Menschen, die durch Rassismus um Leben gekommen sind.

In Gedenken an Semra Ertan. Gedenkkranz von Ultrà Sankt Pauli und Blumen an der Gedenktafel
(Kreuzung Simon-von-Utrecht-/ Detlev-Bremer-Straße).
Demonstrationszug vom Semra-Ertan-Platz zum Arrivati-Park.
Zühal und Cana Bilir-Meier, Schwester und Nichte von Semra Ertan und Mitglieder der Initiative in Gedenken an Semra Ertan.
180 Menschen haben an der Gedenkveranstaltung im Arrivati-Park teilgenommen.
Talya Feldman, Überlebende des antisemitischen und rassistischen Anschlags in Halle, und die Soligruppe 9. Oktober
Moderatorin Cane Çağlar, Ibrahim Arslan und Nina vom Freundeskreis in Gedenken an die rassistischen Brandanschläge von Mölln 1992
Initiative zum Gedenken an Ngọc Châu Nguyễn und Anh Lân Đỗ berichtet von dem langen Kampf bis zur Benennung eines Teils der Halskestraße in Châu-und-Lân-Straße
Semra Ertan unvergessen. Der Fanclub Ultrà Sankt Pauli hat sich dem Gedenken angeschlossen.
Der zukünftige Semra-Ertan-Platz in Hamburg/St. Pauli. Straßenkreuzung Clemens-Schulz-, Detlev-Bremer- und Annenstraße.
2023, Allgemein, Anma / Gedenken, Semra-Ertan-Platz

Ein Semra-Ertan-Platz für St. Pauli

20.5.2023 – Gedenken zum 41. Todestag

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Es ist Zeit für einen Semra-Ertan-Platz auf St. Pauli! Zu ihrem 41. Todestag gedenken wir Semra Ertan und fordern die Benennung eines Platzes nach der Dichterin, Aktivistin und Arbeiterin.


Schon vor 41 Jahren empörte sich Semra Ertan über den damals grassierenden Rassismus gegen Migrantisierte, Geflüchtete und Marginalisierte in Deutschland. Als Kind sog. Gastarbeiter erlebte auch sie Ausgrenzung und Abwertung auf dem Arbeitsmarkt und im Alltag. Semra Ertan war eine aktivistische Vorreiterin im Kampf gegen die inhumanen Arbeitsbedingungen der Arbeitsmigrant*innen und ihre fehlende Anerkennung. Ihre Stimme steht für die vielen widerständigen Geschichten, Biographien und Sehnsüchte, die ins kollektive Gedächtnis gehören.

Semra Ertan übersetzte die kollektiven Erfahrungen dieser Generation in die universelle Sprache der Poesie. Sie schrieb über 350 Gedichte. Einige wurden zu ihren Lebzeiten in Sammelbänden veröffentlicht, doch erst 38 Jahre nach ihrem Tod, im Jahr 2020, kam der Gedichtband „Mein Name ist Ausländer – Benim Adım Yabancı“ heraus. Semra Ertan protestierte gegen grasierende Rassismen und Diskriminierungen. Um die Öffentlichkeit wachzurütteln, verbrannte sie sich mit 25 Jahren öffentlich am 26. Mai 1982 an der Straßenkreuzung Simon-von-Utrecht-Straße/Detlev-Bremer-Straße (St. Pauli, Hamburg).
„Die Deutschen sollen sich schämen … und über meinen Tod nachdenken.“

Um dieses Nachdenken über Semra Ertan, über ihr poetisches Werk und ihren politischen Kampf am Leben zu erhalten und im Stadtbild sichtbar und hörbar zu machen, findet am Samstag, den 20. Mai eine Gedenkveranstaltung statt.

Gedenken braucht auch einen Ort
Semra Ertan ist ein Teil Hamburger Geschichte. Wir fordern einen Semra-Ertan-Platz auf St. Pauli: Einen Ort des Gedenkens, an dem wir an Semra Ertan erinnern können. Einen Ort des Verlernens von Diskriminierungen, des Widerstands gegen rassistische, antisemitische und rechter Gewalt und des Erlernens eines solidarischen Zusammenlebens.

W ir treffen uns am 20.05.2023 um 15 Uhr an der Simon-von-Utrecht-Str./ Detlev-Bremer-Straße. Dort legen wir Blumen an der provisorischen Gedenktafel nieder. Im Anschluss passieren wir den zukünftigen Semra-Ertan-Platz und sammeln uns dann im Arrivati-Park, um aus Semra Ertans Gedichten zu lesen und uns über die Bedeutung der Sichtbarkeit antirassistischer Kämpfe in der Stadt auszutauschen.

Erinnern heißt kämpfen.
Für eine multiperspektivische Erinnerungskultur.

Initiative in Gedenken an Semra Ertan, April 2023

2023, Allgemein, Anma / Gedenken, Semra-Ertan-Platz

St. Pauli için bir Semra-Ertan-Meydanı

20.5.2023 – Semra Ertan’ın 41. ölüm yıldönümü anısına

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St. Pauli’de bir Semra-Ertan-Meydanı bulunmasının zamanı geldi! Ölümünün 41. yıldönümünde Semra Ertan’ı anıyor; şair, aktivist ve işçi olan bu değerli insanın adının bir meydana verilmesini talep ediyoruz.


Semra Ertan, bundan 41 yıl önce Almanya’da göçmenlere, mültecilere ve ötekileştirilmiş insanlara karşı olan ırkçılığa öfke duyuyordu. „Misafir işçi“ olarak adlandırılan bir ailenin çocuğu olarak, o da işgücü piyasasında ve günlük yaşamda dışlanma ve değersizleştirilmeye maruz kaldı. Semra Ertan, göçmen işçilerin insanlık dışı çalışma koşullarına ve tanınmamalarına karşı mücadelede öncü bir aktivistti. Onun sesi, kolektif hafızaya ait olması gereken birçok direniş öyküsünü, biyografiyi ve özlemi temsil ediyor.

Semra Ertan, bu kuşağın kolektif deneyimlerini şiirin evrensel diline çevirdi.350’nin üzerinde şiir yazdı. Bazıları sağlığında antolojilerde yayımlandı ama „Benim Adım Yabancı“ adlı şiir kitabı ancak ölümünden 38 yıl sonra, 2020’de okuyucuyla buluştu. Semra Ertan, yaygınlaşan ırkçılığı ve ayrımcılığı protesto etti. Kamuoyunu uyandırmak için 26 Mayıs 1982’de 25 yaşındayken Simon-von-Utrecht-Straße / Detlev-Bremer-Straße kavşağında (St. Pauli, Hamburg) kendini yaktı. „Almanlar utanmalı… Ve benim ölümümü düşünmeliler.“

Semra Ertan’ın anısını, şiirsel çalışmalarını ve mücadelesini canlı tutmak ve şehrin nezdinde görünür ve duyulur kılmak amacıyla 20 Mayıs Cumartesi günü bir anma etkinliği gerçekleştirilecek.

Anma etkinliğinin de bir mekâna ihtiyacı var.
Semra Ertan Hamburg tarihinin bir parçasıdır. St. Pauli’de bir Semra Ertan Meydanı talep ediyoruz: Semra Ertan’ı hatırlayabileceğimiz bir anma yeri. Ayrımcılığı unutmak; ırkçı, antisemitik ve sağcı şiddete direnmek ve dayanışma içinde birlikte yaşamayı öğrenmek için bir alan.

20.05.2023 tarihinde saat 15.00’te Simon-von-Utrecht-Straße / Detlev-Bremer-Straße kavşağında buluşarak geçici anma plaketine çiçek bırakacağız. Daha sonra Semra Ertan’ın şiirlerini okumak ve şehirdeki ırkçılık karşıtı mücadelelerin görünürlüğünün önemi hakkında fikir alışverişinde bulunmak üzere Arrivati Park’ta bir araya geleceğiz.

Hatırlamak mücadele etmektir.
Çok yönlü bir hatırlama kültürü için.

Semra Ertan’ı Anma İnisiyatifi, Nisan 2023

2023, Allgemein, Anma / Gedenken, Semra-Ertan-Platz

A Semra-Ertan-Platz for St. Pauli

20.5.2023 – Commemoration of the 41st anniversary of Semra Ertan’s death

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It’s time for a Semra-Ertan-Platz in St. Pauli! On the 41st anniversary of her death, we commemorate Semra Ertan and demand that a square be named after the poet, activist and worker.


As early as 41 years ago, Semra Ertan was outraged by the rampant racism against migrants, refugees and marginalized people in Germany. As a child of so-called „guest workers“, she also experienced exclusion and devaluation in the labor market and in everyday life. Semra Ertan was an activist pioneer in the fight against the inhumane working conditions of migrant workers and their lack of recognition. Her voice stands for the many resistant stories, biographies and longings that need to belong in the collective memory.

Semra Ertan translated the collective experiences of this generation into the universal language of poetry. She wrote over 350 poems. Some were published in anthologies during her lifetime, but it was not until 38 years after her death, in 2020, that the book of poems „Mein Name ist Ausländer – Benim Adım Yabancı“ („My Name is Foreigner“) came out. Semra Ertan protested against rampant racism and discrimination. In order to shake the public awake, she burned herself publicly at the age of 25 on 26 May 1982 at the intersection of Simon-von-Utrecht-Straße/Detlev-Bremer-Straße (St. Pauli, Hamburg).
„The Germans should be ashamed of themselves… and reflect about my death.“

In order to keep this reflection on Semra Ertan, her poetic work and her political struggle alive and to make it visible and audible in the cityscape, a commemorative event will take place on Saturday, May 20.

Commemoration also needs a place
Semra Ertan is a part of Hamburg’s history. We demand a Semra Ertan Square in St. Pauli: a place of remembrance where we can remember Semra Ertan. A place to unlearn discrimination, to resist racist, anti-Semitic and right-wing violence and to learn to live together in solidarity.

W e will meet on 20.05.2023 at 3 p.m. at Simon-von-Utrecht-Straße / Detlev-Bremer-Straße to lay flowers at the temporary memorial plaque. Afterwards we will pass the future Semra Ertan Square and then gather in Arrivati Park to read from Semra Ertan’s poems and exchange ideas about the importance of the visibility of anti-racist struggles in the city.

To remember is to fight.
For a multi-perspective culture of remembrance.

Initiative in memory of Semra Ertan, April 2023

Allgemein

Offener Brief des Betroffenen -Netzwerkes rechter und Polizeigewalt in Deutschland

An die Bundesregierung zur ‚Gedenkstunde für die Opfer terroristischer Gewalt‘ am 11. März.

Sehr geehrte Bundesregierung,

wir sind auf Ihre Einladung zur ‚Gedenkstunde für die Opfer terroristischer Gewalt‘ aufmerksam geworden. Mit Bestürzung stellen wir fest, dass einige Familien von Opfern und Überlebende rechten Terrors zu Ihrer jährlichen Gedenkveranstaltung am 11. März nicht eingeladen wurden.

Ein solches Gedenken, welches alle Opfer terroristischer Gewalt undifferenziert zusammenfasst, relativiert und untergräbt die Strukturen und Motive des von uns erlebten Terrors – insbesondere den rassistischen und antisemitischen Rechtsextremismus. Darüber hinaus ist es für uns unverständlich, nach welchen Kriterien Sie bestimmen, wer Opfer oder Überlebender solcher Gewalt ist und wer demzufolge zu Ihrer Gedenkstunde eingeladen wird und wer nicht?

Werden wir als Betroffene nach unserer politischen Zugehörigkeit, unseren Zahlen und Netzwerken oder unserer Fähigkeit, die deutsche Sprache zu sprechen, sortiert? Erkennen Sie uns als Opfer nach dem Ausmaß unserer Verletzungen und unseres Leids an? 

Und was ist mit denjenigen von uns, deren Fälle noch nicht vollständig untersucht und als Terror anerkannt worden sind? Und was ist mit uns, die wir Kinder, Geschwister, Eltern und Freunde durch Polizeigewalt verloren haben?

Wir fordern Transparenz bei der Entscheidung, wer zu einer solchen Gedenkfeier eingeladen wird und wer nicht. Dazu sagen wir auch: Entweder wir Alle oder niemand.

In den letzten Jahrzehnten haben wir erfahren, dass Sie Unterschiede zwischen den Opfern machen – sei es bei der Höhe der Entschädigung oder bei der Unterstützung in den Tagen nach unseren Gewalterfahrungen. Ebenfalls besteht häufig ein Ausschluss von betroffenen Familien aus offiziellen Gedenkveranstaltungen bis hin zu einer fehlenden Anerkennung unserer eigenen Gedenkfeiern- dazu sagen wir: Es reicht.

Wir, als Netzwerk von Angehörigen von Opfern und Überlebenden des rechten Terrors, leisten bundesweit wichtige Präventionsarbeit in Bildung, Medien und Politik und der Gesellschaft, um die Kontinuität dieser Gewalt zu stoppen. Neben unserer Trauer und unseren selbstorganisierten Gedenkfeiern werden unser Widerstand, unsere Stimmen und unsere Kämpfe immer wieder unsichtbar gemacht. Wieder und wieder werden wir ignoriert und unsere Forderungen nicht ernst genommen. Die bewusste Entscheidung, einige Familien und Betroffene einzuladen und andere zu ignorieren, verschärft dieses Problem und untergräbt den notwendigen Kampf gegen Antisemitismus und Rassismus.

Wir nehmen bestürzt zur Kenntnis, dass Ihre Einladung zu dieser Veranstaltung Betroffenen keinen Platz gibt, vor Ort zu Wort zu kommen. Da wo wir sind, schweigen wir nicht. Diese Gedenkstunde, die keinen angemessenen und ausreichenden Rahmen für alle Hinterbliebenen schafft, macht deutlich, dass Sie uns nicht hören wollen. 

Wir möchten kein Teil einer performativen Politik sein, die uns keinen Raum gibt zu sprechen. Dieser Tag gehört den Betroffenen und den Überlebenden rechten Terrors. Wir haben viel zu sagen. Ebenso haben wir Forderungen. Wir sagen: Wir lassen uns nicht zum Schweigen bringen. 

Erinnern heißt kämpfen.

Wir verurteilen die ignorante Haltung der Bundesregierung aufs Schärfste.

Unterschriften: